Heian-Zeit und das anschließende Shogunat

Heian-Zeit und das anschließende Shogunat
Heian-Zeit und das anschließende Shogunat
 
Mit dem Ende der Nara-Periode (710-784), die einen Höhepunkt chinesischen Einflusses auf Japan darstellt, und der folgenden Verlegung der Hauptstadt von Nara nach Kyoto beginnt die Heian-Zeit (794-1192). In kultureller Hinsicht ist dies das klassische Zeitalter der höfischen Kultur. Zunächst setzte ein intensives Studium der chinesischen Klassiker und der buddhistischen Literatur ein. Als dann im 9. Jahrhundert die Verbindung zu China abbrach, entwickelte sich eine rein japanische Literatur. In Lyrik und Prosa entstanden Werke von später nie wieder erreichter Vollendung. Bemerkenswert ist dabei die bedeutende Rolle, die Frauen in der Literatur jener Zeit spielten. Die »Erzählung vom Prinzen Genji« (Genji-monogatari) der Hofdame Murasaki Shikibu ist nur eine der unsterblichen literarischen Schöpfungen der Heian-Periode.
 
Politisch war die Zeit gekennzeichnet durch den beherrschenden Einfluss der weit verzweigten Familie Fudschiwara, deren Angehörige als Regenten zunächst nur für minderjährige Nachfolger auf dem Kaiserthron, später jedoch, in der Funktion der Regenten bestätigt, auf Dauer die gesamte Macht an sich zogen. Verschiedentliche Versuche von Kaisern, diese faktische Entmachtung rückgängig zu machen, hatten nur geringen Erfolg, zumal sich auch mancher Herrscher als buddhistischer Mönch in ein Kloster zurückzog. In die Heian-Zeit fällt die Entstehung eines berufsmäßigen Kriegerstandes und die Bildung von Mönchsheeren.
 
Aus dem besonders kriegstüchtigen Adelsgeschlecht der Minamoto, das 1185 in der historischen Schlacht von Dannoura die rivalisierenden Taira, ein anderes Adelsgeschlecht, besiegte, ging nach verwickelten Kämpfen auch gegen Mitglieder seiner eigenen Familie schließlich Minamoto Yoritomo hervor. Er erhielt 1192 auf Lebenszeit und für das gesamte Reich Rang und Titel eines Oberbefehlshabers, des obersten Schogun. Damit begann ein neuer Abschnitt der japanischen Geschichte: das Schogunat. Yoritomo ließ den kaiserlichen Hof und seine zahlreichen Behörden und Beamten in Kyoto weiterbestehen, richtete selbst jedoch in Kamakura, unweit von Tokio, seine eigene Zentralregierung ein.
 
Das damit beginnende Kamakura-Schogunat (1292-1333) leistete vor allem auf dem Gebiet der Verwaltung und Gesetzgebung Bedeutendes. Der damals herausgegebene Strafrechtskodex war zum Teil noch bis in das 17. Jahrhundert hinein in Kraft. In der Literatur machte sich in der Kamakura-Zeit mit dem beherrschenden Einfluss der Kriegerkaste ein gewisser Niedergang bemerkbar. Das Studium der chinesischen Klassiker ging zurück; thematisch trat die Beschreibung von Kriegsszenen und Schlachten in den Vordergrund. Von großer Bedeutung für das gesamte spätere geistige Leben Japans war die in der Kamakura-Zeit verwirklichte Vereinfachung und Vertiefung des Buddhismus. Sie ging von religiösen Erneuerern wie Genku und Nichiren aus. Die Zen-Sekten mit ihrer Meditationspraxis erlebten eine Blütezeit. Als 1333 einer der Generäle des Schoguns zur kaiserlichen Partei übertrat, endete das Schogunat. Kamakura wurde zerstört.

Universal-Lexikon. 2012.

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